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Vor einigen Tagen wurden mir eine Fernsehwerbung Turnschuhe präsentiert, die man anziehen kann, ohne sich zu bücken. Praktisch, ja. Vor allem, wenn ich womöglich körperlich eingeschränkt bin. Aber als gesunder, junger Mensch?
Schon seit längerer Zeit verfolge ich den Trend, dass uns Technik und Fortschritt das Leben immer bequemer machen: Roboter mähen unseren Rasen und saugen Staub, Maschinen waschen die Wäsche und kochen gesamte Mahlzeiten, KI gestaltet Texte und vieles mehr - ohne dass wir Menschen auch nur einen Finger rühren müssen. Smart Home, Smart Phone, Smart Life.
Bei allem, was wir uns dadurch sparen können – Energie und Zeit vor allem – vergessen wir leider, dass unser Körper und vor allem unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, beweglich zu bleiben. Und was beim Körper noch einleuchtend erscheint, nämlich dass uns zu wenig Bewegung schadet, dass wir quasi einrosten, ist uns bei unserem Gehirn leider noch nicht so klar.
Auch das braucht nämlich regelmäßige Herausforderungen, neue Impulse, Reize und Bewegung, um aktiv zu bleiben. Anstatt aber durch ungewohnte Tätigkeiten neue Gehirnverknüpfungen entstehen zu lassen, lassen wir durch die neue Technik im Gegenteil sogar bestehende verkümmern.
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir es nicht ordentlich nutzen?
Gerald Hüther, ein bekannter Hirnforscher, beschreibt es so: Die Vorfahren der Bandwürmer waren ursprünglich ganz muntere, freilebende Bodenbewohner mit einem gut funktionierenden Gehirn. Einige davon benutzten ihr Hirn besonders clever und begannen, den Darm von Säugetieren zu besiedeln, in dem es immer genug zu fressen gab, und wo es immer schön warm war.
Keine Feinde bedrohten mehr ihr Leben, allerdings: „Wer mal Gelegenheit hat, in einen Bandwurmkopf hineinzuschauen, kann sich selbst davon überzeugen, dass das Gehirn, wenn es nur noch dazu benutzt wird, sich ein schönes, bequemes und angstfreies Leben zu bereiten, dabei verkümmert“. Ebenso ist das Hirnvolumen verwilderter Hausesel etwa ein Drittel größer als das ihrer zu Hause gebliebenen, domestizierten Artgenossen. Just saying.
Mit anderen Worten: Use it, or lose it. Wenn wir unser Gehirn nicht regelmäßig benutzen und herausfordern, kümmert es langsam vor sich hin, wir werden träge und langsam im Geist.
Dafür ist es nicht notwendig, Omas Waschrumpel wieder auszupacken, aber es kann sehr sinnvoll sein, wieder vermehrt
- mit der Hand zu schreiben
- sich Lösungen auszudenken, anstatt Google zu befragen
- sich kreativ betätigen
- mit den Händen arbeiten (gärtnern, Brot backen, handwerken, handarbeiten)
- ein Buch zu lesen, anstatt sich durch eine Doku berieseln zu lassen
- Schuhbänder binden :-) :-) :-)
All das stimuliert dein Gehirn, lässt es kreativer, wacher und klarer werden, neue Ideen finden. „Sich regen bringt Segen“ sagt ein altes Sprichwort, und das gilt für den Körper genauso wie für unseren Geist und schenkt dir viel mehr Erfolgserlebnisse, Gefühle von „Ich hab’s geschafft!“ als ein simples „Alexa, Licht aus.“