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Es hat Zeiten in meinem Leben gegeben, sehr viel jüngere Zeiten, da bin ich ungeschminkt nicht mal die Zeitung holen gegangen. Ich habe keine enge Kleidung getragen, von kurzen Hosen oder Röcken gar nicht zu reden. Sieht man eine Speckrolle? Cellulite? Sitzt der Busen hoch genug? Kann ich mich im Bikini zeigen? Bauch einziehen nicht vergessen!
Bevor Besuch kam, habe ich den Staubsauger geschwungen und durchgeputzt. Gekocht, gebacken, eingekauft. Damit nur ja niemand etwas Schlechtes über mich denkt. In der Arbeit immer mein Bestes gegeben, Zusatzaufgaben dankend freiwillig übernommen und war zu jedermann und jederfrau nett und höflich. Egal, wie sie zu mir waren. Hilfsbereit dazu, selbstverständlich!
Anderen gegenüber würde ich mich zu dieser Zeit als „unkompliziert“ beschreiben. Auch in der Partnerschaft. Nicht zu viele Ansprüche stellen, nicht nerven, viel akzeptieren. Praktisch, oder? Also, für die anderen natürlich ;-)
Ganz ehrlich? Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Es war echt stressig, immer darauf zu achten, perfekt zu erscheinen. Ja, erscheinen, nicht sein. Diesem Anspruch kann wohl niemand gerecht werden, und wenn wir uns noch so bemühen. Es ist ein Ideal, dem wir nachlaufen – und es läuft immer weiter vor uns davon.
Der Wendepunkt kam schleichend, aber unaufhaltsam. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass „unkompliziert“ nicht authentisch ist, dass ich mich und meine Bedürfnisse hintenanstelle und mich das nicht gerade glücklich macht. Dass ich mich noch so anstrengen kann, Perfektion zu erreichen, dennoch wird es mir nicht gelingen, da wir meist, sobald wir einen neuen Level erreicht haben, sofort den nächsthöheren anstreben.
Dass der allzu kritische Blick in den Spiegel mir schadet, meinem Selbstwert, und mir Freude nimmt. Heute bin ich von meinem damaligen körperlichen Zustand weit entfernt, und dennoch sehe ich mich viel lieber im Spiegel als damals. Weil ich einen anderen Blick auf mich habe. Ich sehe eher das Strahlen und das Lächeln, die aufrechte Haltung, als die Makel.
Ich gehe den ganzen Sommer mit kurzen Hosen und Kleidern spazieren, und trage, was mir gefällt. Nicht das, was Frauenzeitschriften meinen, was man in den Vierzigern noch tragen „darf“. Bikini sowieso. Wem nicht gefällt, was er sieht, der darf gerne woanders hinschauen.
In meiner Wohnung wohnt ein Hund und einige Spinnen, die hinterlassen Haare und Netze. All das wird regelmäßig entfernt, aber nicht täglich. Der Gast, der sich daran stört, darf gerne ausbleiben. Und ganz ehrlich: wollen wir jemanden zu Besuch haben, der uns nach Staub oder nicht Staub bewertet? Dass ich gut bin in meiner Arbeit als Beraterin, das weiß ich, das bestätigen mir auch meine Klient*innen, aber perfekt? Vermutlich nicht.
Grundsätzlich würde ich mich als gelassener bezeichnen. Ich mache mir weniger Sorgen und Gedanken, und somit kann ich meine Energie dorthin verwenden, wo sie gut aufgehoben ist: in meine Beziehungen zu anderen Menschen, meine Freundschaften, Familie, den Hund und meine Arbeit. Mein Körper ist mein Diener, der mich von A nach B trägt, und in dem ich wohne, kein Ausstellungsobjekt, das zu jeder Zeit perfekt aufpoliert sein muss.
Wenn du den Weg aus deiner persönlichen Perfektion und hin zur Gelassenheit noch nicht gefunden hast, kontaktiere mich bitte gerne für eine Terminvereinbarung, ich freue mich auf dich :-)