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Kindheit prägt

Kindheit prägt

Sonntag, Juli 14, 2024

So gut wie jedem ist klar, dass eine Kindheit, die von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung geprägt ist, Spuren für das weitere Leben hinterlässt. Eine „schwierige Kindheit“ beeinflusst natürlich die persönliche Entwicklung und ist nur schwer hinter sich zu lassen.

Was aber den wenigsten bewusst ist: der gesamte Kontakt mit Eltern, Geschwistern und nahen Bezugspersonen, auch wenn dieser sehr liebevoll ist, formt uns und lässt uns bestimmte Verhaltensweisen erlernen.

In der Praxis kommen so gut wie bei jedem Beratungsprozess die Erfahrungen, die die Klientinnen und Klienten als Kinder gemacht haben, ins Spiel und häufig stoße ich gerade hier auf Widerstand. „Ich hatte eine wirklich glückliche Kindheit“, „Meine Eltern waren toll“ und „ich habe nie negative Erfahrungen gemacht“ sind Sätze, die dann ausgesprochen werden.

Daraus spricht in erster Linie Loyalität den Eltern gegenüber (sehr lobenswert), aber auch die Vorstellung, dass nur extreme Erfahrungen unsere Persönlichkeitsstruktur formen und unsere Muster und Prägungen entstehen lassen. Dem ist nicht so. Selbst die reflektiertesten, bemühtesten Eltern haben ihre eigene Geschichte, einen eigenen Charakter… und manchmal einen schlechten Tag.

Um hier ein wenig Klarheit zu schaffen möchte ich an dieser Stelle mit ein paar Beispielen verdeutlichen, aus welchen Erlebnissen beim Kind Verhaltensweisen ausgebildet werden, die als Erwachsener vielleicht hinderlich sein können. Vielleicht erkennst du dich hier oder da selbst wieder:

  • Ein oder beide Elternteile haben Probleme (Partnerschaft, Beruf, Finanzen) oder haben mit Krankheiten oder Einschränkungen zu kämpfen: das Kind erlebt unbewusst „Mama oder Papa ist nicht so belastbar“ und versucht deshalb, nicht zusätzlich zur Last zu fallen. Daraus resultierende Verhaltensweisen: stark angepasst, sehr braves Kind, übernimmt früh Verantwortung, stellt eigene Bedürfnisse zurück, sehr hilfsbereit.
  • Eltern „überbehüten“ das Kind, warnen häufig vor Gefahren: das Kind erlebt dadurch die Welt als gefährlichen Ort. Das erkennst du daran, wenn du als Erwachsener in vielen Bereichen versuchst, Kontrolle auszuüben und Sicherheit zu schaffen: viele Versicherungen, Urlaubsorte werden vorab im Internet komplett durchleuchtet, Misstrauen anderen Menschen gegenüber, Angst vor Neuem, etc.
  • Manche Eltern wollen das Kind am liebsten immer ganz nahe bei sich haben, möchten es ungern mit Großeltern oder Freunden des Kindes „teilen“ und reagieren mit Enttäuschung, wenn das Kind sich aus der zu eng empfundenen Nähe befreien will: Das Kind erlebt dadurch, dass Beziehung einschränkt und der eigene Bewegungs- und Entdeckerdrang, der Wunsch nach Selbstbestimmung und Autonomie in Verbindung mit anderen Menschen nicht ausgelebt werden kann. Das kann sich im Erwachsenenalter in Bindungsängsten äußern, in Flucht vor engerer Beziehung.
  • Als letztes Beispiel möchte ich noch anführen, dass Eltern oft die älteren Geschwisterkinder dazu anhalten, doch „die Vernünftigeren“ zu sein, im Konflikt eher nachzugeben und häufig auch früh ein bisschen Verantwortung für das Wohlergehen der „Kleineren“ zu übernehmen. Die Kinder lernen dadurch aber manchmal, die Bedürfnisse der jüngeren wichtiger zu nehme als die eigenen, reihen die eigenen Wünsche eher nach hinten und übernehmen im späteren Leben vielleicht Verantwortung für andere Menschen, die sie gar nicht tragen müssten.

Was will ich mit dieser Aufzählung sagen? Zum ersten, dass die Eltern in diesen Fällen nicht „Schuld“ sind. Sondern dass sie Menschen sind mit eigenen Problemen, eigenen Charakteren und so gut wie immer der Absicht, gute Eltern zu sein. Und dass du, falls du dich beim einen oder anderen Beispiel wiedererkennst, in jedem Alter die Möglichkeit hast, diese Prägung zu lösen und deine Verhaltensmuster umzulernen. Ich unterstütze dich gerne dabei!

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