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Ich und mein Körper

Ich und mein Körper

Freitag, August 21, 2020

In ein paar Tagen werde ich 48 Jahre alt. Im Vergleich mit einer 80jährigen ist das jung. Im Vergleich mit einer 20jährigen ist das alt. Grundsätzlich tut älter werden nicht weh, sondern ich sehe es im Gegenteil als ein Sammeln von Erfahrung und fühle mich in meiner Welt wohler als damals, als ich noch eine ganz junge Frau war. Geerdeter, besser verankert, wissend, wer ich bin, und was ich kann.

Ich wünsche mich also nicht zurück in mein früheres Leben oder möchte noch einmal von vorne anfangen, sondern fühle mich an dem aktuellen Punkt meiner erlebten Jahre wunderbar. Aber ein ganz anderes, schwierigeres Thema ist das, was ich provokant und überspitzt als den „körperlichen Verfall“ bezeichnen möchte.

Dass meine Haare schon seit 20 Jahren keinen Naturton mehr haben, hat seinen guten Grund. Hier und da zieren Pigment- oder charmant genannt Altersflecken meine Haut. Eine zusätzliche Falte hier, eine dort. Der Bauch war schon mal straffer, die Beine auch. Und an schlechten Tagen hadere ich damit. Ganz ehrlich. Dann gehe ich wahlweise gleich direkt am Spiegel vorbei oder ich starre verwundet bis entsetzt hinein. Und damit bin ich sicher nicht alleine.

Unser Verhältnis zu unserem Körper ist manchmal zwiegespalten. Er soll funktionieren, reibungs- und vor allem schmerzlos. Nett anzusehen. Und mit der richtigen Kleidung und ein bisschen Schminke sogar richtig toll. Er soll unser Diener sein und gefälligst das tun, was wir gerade tun möchten. Was er braucht, damit beschäftigen wir  uns oft erst dann, wenn er nicht mehr so rund läuft.

Als ich vor ein paar Jahren nach einem Bandscheibenvorfall wochenlang gar nicht oder nur unter heftigen Schmerzen gehen konnte, nicht ordentlich sitzen oder liegen, als jede Bewegung eine Herausforderung war, hat mich das zum Nachdenken gebracht. Über den Körper, der mich durch mein Leben trägt. Kein Weg war bis dahin zu weit, das Aufstehen von Couch oder Bett schmerzfrei. Ich hatte nie schlimmere Erkrankungen als einen grippalen Infekt. Und trotzdem war ich unzufrieden.

Mit Kilos zu viel, mit Falten, mit Dellen, mit den Haaren, die nie so waren, wie ich sie hätte haben wollen. Damit habe ich mich gequält. Nie war ich dankbar dafür, dass ich in der Früh aufstehen konnte. Dass ich Sport machen konnte, Nächte durchtanzen, auf dem Sofa lümmeln. Dass ich mich mit Junkfood oder Süßigkeiten füttern konnte, und mein Körper trotzdem volle Leistung erbrachte.

Die unfreiwillige Auszeit hat mich zum Umdenken gebracht. Die Beine mit den Dellen daran tragen mich an die schönsten Orte der Welt. Die Falten in meinem Gesicht sind durch Lachen und manchmal auch durch Weinen entstanden. Pigmentflecken davon, dass ich jede freie Minute im Freien und in der Sonne verbringe, was ich einfach liebe. Jedes Zeichen an meinem Körper ist ein Zeichen dafür, dass ich wirklich gelebt habe.

Dafür dürfen wir unserem Körper einfach einmal DANKE sagen.

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