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Ich lese gerade ein sehr lustiges Buch mit dem Titel „Einen Scheiß muss ich“. Es kein psychologisches Fachbuch, aber der Inhalt kommt tatsächlich regelmäßig in meiner Praxis zur Anwendung.
Menschen, die „ich muss“ häufig im Gespräch, und vor allem auch im inneren Gespräch mit sich selbst (!) verwenden, haben oft hohe Ansprüche an sich selbst und sind quasi ihr eigener „Drill Instructor“. „Ich muss“ ist also unser eigener Antreiber, der uns durch den Tag und durchs Leben peitscht, mit Sätzen wie:
- „ich muss abnehmen“
- „ich muss erfolgreich sein im Beruf“
- „ich muss endlich einen Partner finden"
- „ich muss die Wäsche waschen/Gartenzaun streichen/putzen“
- „ich muss jederzeit verfügbar sein/meine Hilfe anbieten/für andere da sein“
Ich kenne diese Phrase sehr gut, ich hab sie vor einigen Jahren noch selbst täglich unzählige Male durch meinen Kopf, und damit meinen Blutdruck in die Höhe gejagt. Von früh bis spät habe ich irgendwas müssen, und wenn ich nicht alles geschafft habe, hat mir das auch noch die Laune versaut.
Dabei muss ich nicht wirklich unbedingt heute staubsaugen, nicht ausnahmslos zu jeder Geburtstagsfeier gehen, zu der ich eingeladen werde. Nicht zu jedem freundlich sein, keinen Porsche fahren, und nicht unbedingt mit 30 Jahren verheiratet sein (eh schon zu spät ;-)).
Was wir müssen, ist essen, schlafen, aufs Klo gehen, für unseren Lebensunterhalt sorgen,... Und es ist auch verständlich, dass wir im Kopf ein bisschen eine Übersicht behalten, was wir tatsächlich nicht vergessen sollten: Kinder vom Kindergarten abholen, zum Beispiel. Etwas Essbares im Haus haben. Stromrechnung bezahlen.
Dennoch schadet es nicht, wenn wir hinter unser gedankliches „ich muss“ zumindest hin und wieder ein „muss ich?“ setzen. Und auch dann, wenn das MUSS von außen kommt, wie:
- „du musst endlich wieder unter Leute
- „du musst dich wirklich gesünder ernähren“
- „du musst beruflich langsam mal weiterkommen“, etc.
In diesem Fall ist ein „Einen Scheiß muss ich“ durchaus angebracht.
Mir persönlich hat geholfen, bei den Aufgaben, die ich mir selbst auf die gedankliche To Do-Liste gesetzt habe, das Wort „muss“ auszutauschen. Statt „ich muss Sport machen“ sage ich zum Beispiel „ich MÖCHTE Sport machen“. Probier es aus, es macht wirklich einen Unterschied. Warum, fragst du?
- Durch das „möchte“ wird meine eigene Entscheidung daraus. Nichts, was mir aufgezwungen wird, sondern, das, was ich mir persönlich vorgenommen habe.
- Wenn doch nicht geklappt hat, warum auch immer, nehme ich es mir selbst nicht übel, weil es ja kein Muss war. Das „muss“ baut unnötig Druck und schlechtes Gewissen auf.
Woher kommt der „ich muss“-Zwang? Oft aus der Erziehung. Ein gewisser Leistungsanspruch, Perfektionismus und Angepasstheit lernen wir meist als Kinder, durch Lob und Anerkennung. Ihn wieder loszuwerden, ist nicht ganz so einfach, aber möglich. Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, wie oft wir das Wort verwenden, und wie wir uns dabei fühlen.
Wenn du merkst, dass es Stress bei dir auslöst, dann darfst du umdenken lernen. Ich helfe dir gerne dabei!