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Bei den Gesprächen in meiner Praxis geht es viel um Entscheidungen: Trennung – ja oder nein? Kinder – ja oder nein? Jobwechsel? Ortswechsel? Entscheidung zwischen zwei Menschen, … die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Was uns meistens nicht so bewusst ist: auch NICHTS zu tun, oder zu verändern ist eine – bewusste oder unbewusste -Entscheidung. Also: sich nicht zu trennen, jemandem die Meinung nicht zu sagen, in ungeliebten Situationen zu bleiben, zu schweigen, auszuharren, abzuwarten… das alles ist eine Entscheidung: eben die Entscheidung dazu, etwas nicht zu tun.
Das zu bemerken, nämlich dass du in allen Situationen die Möglichkeit hast zu wählen, kann dir das Gefühl der sogenannten „Selbstwirksamkeit“ verleihen. Selbstwirksamkeit bedeutet, ich habe die Möglichkeit und die Macht, mein Leben frei zu gestalten. Ich treffe in jedem Moment freie Entscheidungen - und trage auch die Konsequenzen dafür.
Wenn ich dieses Gefühl nicht habe, wenn ich den Eindruck habe, ich habe keine Entscheidungsmöglichkeiten, dann fühle ich mich fremdbestimmt, gesteuert, gezwungen, unfrei, als Opfer der Umstände. Das erkennt man an Sätzen wie:
- „Es bleibt mir nichts anderes übrig“
- „Ich kann ja nicht weg“
- "Das ist halt so
- „Was kann ich schon ausrichten?“
- „Ich habe keine andere Möglichkeit“
Ich sage: die Möglichkeit hätten wir schon, aber die Konsequenzen wollen wir nicht tragen.
Ganz ehrlich? Es gibt wenige Situationen in unserem Leben, in denen wir nicht frei wählen können. Eine schwere Krankheit zum Beispiel, Schicksalsschläge. Und sogar dann noch habe ich die Möglichkeit zu entscheiden, wie ich damit umgehe.
Angenommen, ich bin in meinem Beruf unglücklich. Die Konsequenz aus einer Kündigung wäre aber weniger finanzielle Sicherheit, und die Tatsache, dass ich woanders neu anfangen müsste, also bleibe ich. Dann habe ich sehr wohl eine Entscheidung getroffen – für das scheinbar geringere Übel. Ich bleibe in einem ungeliebten Job, weil mir die Konsequenzen einer Kündigung zu schwerwiegend scheinen.
Das nennen wir in der Beratung den „Preis der Lösung“: meist auf einer unbewussten Ebene wägen wir ab, welche Nachteile eine Entscheidung für uns haben könnten und ziehen daraus unsere Schlüsse. Wir wählen meist den Aspekt, der uns am wenigsten Angst macht, der mit dem geringsten Risiko verbunden ist und trösten uns damit, dass „es nicht anders gegangen wäre“.
Wir bleiben in lauwarmen Beziehungen, weil uns der Preis des Alleinseins zu hoch scheint, leben unser gewohntes, aber langweiliges Leben, weil wir uns vor den Konsequenzen scheuen, auszusteigen. Alles in unserem Leben hat einen Preis, und wir alleine entscheiden, ob wir ihn zahlen wollen. Immer. Auch dann, wenn wir der Meinung sind, nicht wählen zu können.
Was will ich damit sagen? Die Entscheidung, wie du dein Leben gestaltest, liegt IMMER bei dir, nichts ist von außen bestimmt. Nicht von deinem Chef, vom Partner, von der Gesellschaft oder sonst was. Und wenn dir das bewusst ist, bist du frei in der Gestaltung, und frei von der Vorstellung, ein „Opfer der Umstände“ zu sein.