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Gestern war es 28 Jahre her, dass meine Mutter morgens zur Arbeit ging und nie mehr nach Hause kam. Eine Gehirnblutung hat sie an diesem Tag, im Alter von 44 Jahren, mitten aus dem Leben gerissen. Für alle, die ihr nahestanden, war von da an nichts mehr wie es war.
Jeden einzelnen Tag passieren schreckliche Schicksalsschläge überall auf der Welt: Menschen erleiden Unfälle, sterben an Erkrankungen, scheiden auf verschiedenste Arten aus dem Leben und was alle eint: sie hinterlassen Familie, Freunde, Nachbarn oder Kollegen mit der Frage nach dem Warum und manchmal leider auch mit schlimmen Schuldgefühlen.
Schuldgefühle, weil man sich in der letzten Zeit vielleicht nicht „genug“ gekümmert hat, weil man zu wenig gemeinsame Zeit hatte, oder schlimmer: man ist im Streit auseinandergegangen.
Ich bin oft sehr dankbar, dass ich die letzten Momente mit meiner Mutter im Frieden verbracht habe. Kein böses Wort, keine Streitereien, kein Groll. Ich möchte mir nicht vorstellen, was man empfindet, wenn man einen geliebten Menschen verliert und die letzten gesprochenen Worte waren vielleicht Vorwürfe oder Gezeter.
Wir sind also im Frieden auseinander gegangen an diesem Tag, aber ich habe die gemeinsame Zeit leider nicht so bewusst genossen, wie ich es getan hätte, wenn ich um begrenzte Zeit gewusst hätte, die uns zur Verfügung stand. Gerade 20 gemeinsame Jahre haben wir miteinander verbracht, und wie viele Tage, Wochen und Monate sind einfach völlig selbstverständlich an uns vorübergegangen?
Und wie hätte sie ihre letzte Zeit verbracht, hätte sie gewusst, wie nahe das Ende gewesen ist? Was hätte sie noch gerne erlebt? Was hätte sie ihren Lieben noch gerne gesagt?
Mittlerweile lebe ich seit vielen Jahren ohne sie und so traurig ihr Tod auch heute noch ist, hat er mich doch vieles gelehrt, und das möchte ich heute mit euch teilen:
- Seid euch bewusst, dass die Zeit mit euren Lieben endlich ist. Das Leben ist zerbrechlich, und innerhalb eines Wimpernschlages kann es vorbei sein. Es ist nicht garantiert, dass jeder, der das Heim verlässt, wohlbehalten wieder ankommt. Dennoch soll nicht die Angst euch leiten, sondern die Konzentration auf das JETZT, auf das bewusste gemeinsame Genießen des Augenblickes.
- Verbringt nicht zu viel Zeit mit unwichtigen Dingen. Ärger, endlose To Do-Listen oder Menschen, die euch nicht guttun, verschwenden eure Lebenszeit. Jede Minute, in der du dich ärgerst, ist eine Minute weniger, die dir für die schönen Dinge übrig bleibt.
- Lebe das Leben, das DU leben möchtest. Wenn du dein Leben in vollen Zügen genießt, Zeit verbringst mit Menschen und Tätigkeiten, die die liebst und die Spaß machen, wirst du am Ende deiner Tage dankbar und zufrieden zurückschauen – egal, wann das sein wird.
- Setze deine Prioritäten richtig: liebe Menschen, Auszeiten, schöne Momente müssen Vorrang haben vor allem anderen. Verschiebe nichts auf später! Wie schade wäre es, wenn das Irgendwann, auf das du immer verschiebst, gar nicht stattfinden würdest? Wenn du deine Rente nicht erlebst? Deine Kinder groß sind, bevor du damit beginnst, ihnen beim Aufwachsen zuzusehen?
- Versöhnt euch! Welche Auseinandersetzung, welcher Konflikt kann schon so wichtig sein, dass du sie ewig mittragen möchtest? Oder wäre der Grund des Streites gar nicht mehr wichtig, wenn der Mensch, mit dem du ihn austrägst, plötzlich nicht mehr da wäre?
Ich bin überzeugt, dass der Tod unser intensivster Lehrmeister sein kann. In seinem Angesicht beginnen wir zu überlegen: was wirklich wichtig ist, wer die guten Menschen in unserem Leben sind, wo wir vergeben sollen, und was wir vom Leben wollen - BEVOR er uns heimsucht.