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Ziemlich genau vor 25 Jahren habe ich mich wie jeden Morgen von meiner Mutter verabschiedet, um in die Arbeit zu gehen. War es ein „Tschüss“? Ein „bis später“? Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls war es das letzte Mal, dass ich mit ihr gesprochen habe. Eine Krankheit hat sie an diesem Tag aus dem Leben gerissen.
Wenn ich gewusst hätte, dass das unsere letzten Worte sind, die wir miteinander gewechselt haben, was hätte ich anders gemacht? Wie hätte ich die Tage davor mit ihr verbracht? Was hätte ich ihr noch gesagt? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall hätte ich die Zeit gerne bewusster erlebt. Im Bewusstsein der Kostbarkeit des Augenblicks. Wirklich zugehört. Den Moment genossen.
Hans Christian Meiser erinnert in seinem Buch „Als wär’s das letzte Mal“ daran, dass wir alles irgendwann ein letztes Mal tun: einen Kaffee trinken, unsere Lieblingskleidung tragen, im Meer schwimmen, Sonne auf der Haut spüren, Sex haben, den Partner umarmen, in einer Wiese sitzen, morgens aufstehen, u.v.m. Und es könnte sein, dass wir dabei nicht wissen, dass es das letzte Mal ist.
Nicht nur der Tod, auch gesundheitliche Einschränkungen – durch eine Krankheit oder einen Unfall - können dafür verantwortlich sein, dass wir unser Leben nicht wie gewohnt fortführen können. Dass wir alltägliche oder liebgewonnene Dinge nicht mehr tun und aufgeschobene Wünsche nicht mehr erfüllen können. Wünsche, die wir uns für „später“ aufgehoben haben. Und dennoch lassen wir die Zeit manchmal vorbeistreichen, ohne es wirklich zu bemerken.
Was wäre nun, wenn wir uns bewusst machen, dass alles, was wir tun, das letzte Mal sein KÖNNTE? Würden wir unsere Momente mehr genießen? Dankbarer sein für alles, was wir haben? Könnte es sein, dass wir gründlicher überlegen, wie wir unsere Zeit verbringen wollen? Unseren Lieben öfter sagen, wie viel sie uns bedeuten?
Ich hoffe, dass meine Lebensreise noch viele, viele Jahre dauert, aber ich versuche mir meine Vergänglichkeit immer wieder einmal vor Augen zu führen. Mir bewusst zu machen, dass jede Reise auch einmal zu Ende ist. Und dann frage ich mich, was ich auf dieser Reise erleben möchte. Wer mich begleiten soll. Worauf ich später zurückblicken möchte.
Ich versuche mir vorzustellen, welchen Anteil der mir geschenkten Zeit bereits hinter mir liegt, und was noch kommt: wie viele Sommer? Wie oft noch auf einem Berggipfel stehen? Wie oft noch das Meer sehen? Wie viele Bücher lesen? Wie oft mit Freunden zusammensitzen? Und was kann ich dafür tun, diese verbleibende Zeit bestmöglich zu nutzen?
Was kannst du dafür tun?